Das Switchboard ist, wie manche wissen, keine rein Hamburger Erfindung, sondern die Fortsetzung der Idee eines speziellen Infodienstes für Männer aus dem Umfeld der Berliner Männerzeitung HerrMann, seinerzeit "Die falsche Stimme im Männerchor". Die Idee dieses Infodienstes, der von 1985-87 erschien: Interessierte Männer schneller mit Informationen zu versorgen, um den Stoff zu liefern, aus dem nun mal jeder Bewegungstraum gestrickt ist. Das baldige Ende des Berliner Infodienstes war für 2 Männer aus Hamburg das Signal, die Idee der regelmäßigen Information konsequenter fortzuführen. Im Februar ´89 wurde schließlich die Null-Nummer aus der Taufe gehoben. Mehrere Mitstreiter betraten seitdem die wechselnden Redaktionsräume - und verließen sie wieder, weil ihnen der Preis für die verdienstlose Verbindlichkeit auf die Dauer zu hoch war. Eine weiterhin engagierte Kerngruppe blieb. Nun sind wir viele Jahre und Ausgaben weiter. Switchboard ´s Gesicht und Substanz hat sich in den Jahren gewandelt. Inhaltsreicher und ästhetischer ist es geworden - geblieben ist es aber nach wie vor der Anzeiger zum Thema "Männer".
Zugegebenermaßen ist der Name "Switchboard" für manche noch immer gewöhnungsbedürftig. Das merken wir daran, wenn uns Post erreicht, die an "Switschbott", "Switsch Sport" oder gar "Schwitzbord" adressiert ist. Um aufzuklären: Im Langenscheidt wird Switchboard übersetzt mit "1.Schaltbrett/-tafel; 2.(Telefon)Zentrale, Vermittlung". Und damit verbinden wir unser Blatt in erster Linie auch: Als Vermittlungsstelle für Informationen von Männern für Männer, redaktionell bearbeitet zwischen Eingang und Ausgang.
Wir verstehen unseren Informationsdienst als Beitrag zur Frage, was Männer heute bewegt und was sie selbst bewegen. Switchboard ist, auch wenn wir mit ihr sehr sympathisieren, kein Organ der "Männerbewegung", denn wir wollen Männer auch jenseits aller Fraktionen in den Austausch mit Gleichgesinnten und Andersdenkenden bringen. Wir wollen v.a. praxisbezogene Impulse aufgreifen und die Entwicklungen der Männer- und Jungenarbeit dokumentieren. Wir fördern verschiedene Meinungen und möchten eine breite kritische Männeröffentlichkeit anregen. Wir sind gegen "-ismen" und haben nicht nur emanzipatorische Ziele, sondern auch schon die Wege dorthin im Sinn. Unsere Informationen wollen Horizonte erweitern helfen und Lebendigkeit und Kreativität freilegen, da wir denken, daß Männer mehr gemeinsam haben als sie unterschiedlich leben. Wir glauben, daß männliche Linearität ein Mythos und das Leben spannender ist, wenn mann zuweilen auch Umwege nimmt.
Switchboards Anliegen ist daher die praktische Information zur persönlichen und männerpolitischen (Neu)Orientierung sowie zugleich die Förderung der überregionalen Vernetzung von allen an Männerfragen interessierten Personen und Organisationen. Die Zeitschrift greift kritisch-konstruktive Fragen nach dem Selbstverständnis und der Praxis von "Männlichkeit" auf, dokumentiert eine stetig wachsende Anzahl von diesbezüglich orientierten Initiativen, Projekten und anderen (institutionellen) Anbietern und möchte diese durch entsprechende Beiträge in ihren Ideen und Arbeitsansätzen unterstützen.
Switchboard ist eine Zeitschrift, die eingehende Informationen von Lesern und anderen "Zubringern" redaktionell aufbereitet, aber auch eigene Recherchen betreibt. Durch die monatliche Herausgabe wird eine größtmögliche Aktualität gewährleistet, was insbesondere für viele kurzfristige Termine von Bedeutung ist. Dass alle Informationen rubriziert werden, hatte schon immer den Vorteil, sich bei der stetig wachsenden Datenmenge einen schnelleren Überblick zu verschaffen. Zum aktuellen Heft
Ein je nach Lesart engagiert-verrücktes oder abenteuerlich-riskantes Kapitel, denn Zeit und Geld gibt es für uns ehrenamtliche Redakteure und Herausgeber noch immer zu wenig. Wir hätten gern mehr von allem, um erst einmal abgesicherter, dann aber auch umfangreicher recherchieren und berichten zu können. Wir öffnen uns seit einiger Zeit dem Anzeigengeschäft nicht nur, weil beide Seiten etwas davon haben, sondern auch, weil wir uns die Ehrenamtlichkeit über ein gesundes Maß hinaus nicht mehr antun wollen. Wir decken, wenn nichts dazwischen kommt, durch die Abonnements nunmehr unsere Druck- und Versandkosten - Geld für die "manpower" gibt es jedoch noch keines. Über Förder-Abos und sonstige Zuwendungen freuen wir uns deshalb besonders.
Unsere Abonnenten sind neben einzelnen Männern und Frauen viele Einrichtungen mit Angeboten zur Männer- und Jungenarbeit, darunter Beratungsstellen, Männerbüros, non/konfessionelle Organisationen der Sozialen Arbeit, Bildungshäuser, Jugendhilfeträger, Fachverbände, therapeutische Praxen. Auch Bibliotheken, Gleichstellungsreferate und Frauenhilfeeinrichtungen gehören dazu. Switchboard wird gelesen in Deutschland, Österreich, Italien/Südtirol, Luxemburg und in der Schweiz.
Bilanz
Der Abschnitt für die Statistiker. Nach 120 Ausgaben im Februar 1999 konnten wir mitteilen: Switchboard hat über die Jahre die mit Abstand meisten Informationen für den kritisch-engagierten Mann von heute veröffentlicht - mehr als 2.600 Veranstaltungen in über 100 Städten, gut 380 Meldungen aus der Männer- und Jungenarbeitsszene, ca. 770 aus den Medien, mindestens 900 Seminare und Fortbildungen, über 2.000 Fernsehsendungen, mehr als 700 Publikationen. Und mittlerweile sind noch einige Zahlen dazu gekommen.
Als kleine Blattmacher ohne finanzierbare Marktanalysen können wir dennoch, nach Auskunft von Abonnenten, darauf verweisen, dass Switchboard nicht nur gelesen, sondern auch genutzt wird. So gibt es Männer, die weite Wege für Veranstaltungen auf sich nehmen, wegen unserer TV-Tipps gezielter fernsehen oder ihre Tageszeitung jetzt kritischer lesen. Manche haben eigene Arbeitskreise ins Leben gerufen, weil sie vom Switchboard dazu angeregt wurden. Aber es gibt ganz einfach auch die Männer, die bei uns erfahren, dass sie mit ihren Sorgen und Fragen nicht allein dastehen. Und schließlich, das begehrteste aller Komplimente: Wir reden nicht über Vernetzung - wir vernetzen.
Die kleinen Lights, die high machen, wenn die Arbeit mal nur mühsam von der Hand geht. Eine Auswahl findet sich unter Andere über uns.
"Vielleicht wird es ja doch noch eine richtige Zeitung", schrieb ein Leser im März ´98, nachdem wir das Switchboard von einer geklammerten Lose-Blatt-Sammlung in ein professionelleres und illustriertes Heft verwandelt hatten. Nach 9 Jahren und 108 Ausgaben wollten wir uns und unseren Lesern mehr Ästhetik antun, denn auch die Sinne lesen ja mit. Ob sich Switchboard als Zeitschrift etablieren kann, hängt aber nicht allein von uns ab. Dennoch: Die Zukunftsmusik, die wir anläßlich unseres 5jährigen Jubiläums angestimmt haben, spielt noch immer: "Natürlich wollen wir weiter und haben viele Pläne. Aber unser Credo ist: Lieber langsam und kontinuierlich als überhastet und riskant".
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