Das „Switchboard“ war eine deutschsprachige Zeitschrift, die ab Februar 1989 zunächst monatlich als zweiseitiger „Informationsdienst für Männer“ in Hamburg erschien – hergestellt im Schreibmaschinensatz, kopiert und geklammert, weil digitale Textverarbeitung noch in weiter Ferne oder unerschwinglich teuer war. Für etwa 30 Leser bundesweit wurden Infos zusammengestellt, die v.a. auf Veranstaltungen und nützliche Adressen für den „bewegten Mann“ hinwiesen.
Zwei Herausgeber teilten sich die Arbeit von der Recherche bis zum Versand, ab November 1991 kam ein dritter Redakteur dazu. Bis 1995 engagierten sich je nach Zeitbudget kontinuierlich dann sechs Kollegen für die verschiedenen Aufgaben, die die Herstellung eines Printproduktes ohne Verlagsanbindung bei 12 Ausgaben im Jahr mit sich bringt – mittlerweile nun aber wenigstens unterstützt von einem selbstgestrickten Textverarbeitungsprogramm, das am Ende auch fertig gestaltete Seiten auswerfen konnte.
Mit Gründung der männerwege GbR 1995 und einem Wechsel in der Herausgeberschaft 1996 widmete sich „Switchboard“ weiteren redaktionellen und gestalterischen Ideen – bis 1998 die erste gebundene, bebilderte Ausgabe erschien, nicht zuletzt ermöglicht durch ein moderneres Layoutprogramm auf der Low-Budget-Höhe der Zeit. Zugleich wurden auch die Beiträge umfangreicher, was neben den Veranstaltungshinweisen, den TV-/Hörfunk-Tipps und dem Adress-Service besonders die Nachrichten der „Buschtrommel“ und die Rezensionen bewegungsrelevanter, darunter auch „grauer“ (ISBN-loser) Männerliteratur betraf – später dann auch Filme, CDs, DVDs, Kinderbücher, ausgesuchte Examensarbeiten, Broschüren, u.v.m.
Aufgrund des wachsenden Interesses sowohl der Leserschaft als auch der Herausgeber, nicht mehr nur die konzentrierte Information anzubieten, sondern auch komplexeren Zusammenhängen – mit Hilfe einer wachsenden Autorenschaft – auf die Spur zu kommen, veränderte Switchboard seinen Untertitel zum August 2000 in „Zeitschrift für Männer und Jungenarbeit“. Nunmehr war Programm, über aktuelle Entwicklungen in der Männer- , Väter- und Jungenarbeit – in den letzten Jahren auch schwerpunktmäßig je Ausgabe – zu berichten, kritisch-konstruktiv(e) Fragen nach dem Selbstverständnis und der Praxis von »Männlichkeit(en)« aufzugreifen und eine stetig wachsende Anzahl von Ideen diesbezüglich orientierter Initiativen, Projekte und Institutionen durch die publizistische Dokumentation ihrer Arbeit zu unterstützen.
Vernetzung war nicht nur ein Schlagwort. Switchboard vernetzte konkret, weil das Anliegen der praktischen Information für die persönliche und männerpolitische (Neu)Orientierung viele an Männer-, Väter und Jungen(arbeits)fragen interessierte Personen und Organisationen zusammen brachte – und oft hielt. Die Autoren und Autorinnen hinterließen unter ihren Beiträgen ihre Daten, so dass interessierte Leser und Leserinnen direkt Kontakt aufnehmen konnten. Insofern auch verstand sich Switchboard, selbst wenn es große Sympathien gab, nie als Organ irgendeiner "Männerbewegung", denn die Förderung der (regionalen wie inhaltlichen) grenzüberschreitenden Diskurse um gute, kreative, friedliche und zufriedenstellende Lebenswege für Männer und Jungen in einem genderorientierten Miteinander der Geschlechter war immer Leitmotiv der Zeitschrift.
Zur treuen, zahlenmäßig aber immer überschaubaren Kundschaft gehörten nicht nur interessierte Leser_innen, sondern zu einem großen Teil ebenso non/konfessionelle Vereine und Verbände der Sozialen Arbeit, Beratungsstellen, therapeutische Praxen, Bildungsstätten, Jugendhilfe-Einrichtungen, Referate bei Ministerien sowie Männerinitiativen und Frauenorganisationen – auch in Österreich, der Schweiz und Luxemburg, und Abos sowie Einzelhefte gingen in diesen noch internetarmen Zeiten auch nach England und Norwegen, gar nach Japan und in den Iran.
Und sonst? Switchboard war immer sehr kundenfreundlich, z.B. konnte ein Abo jederzeit gekündigt werden und bereits bezahltes Geld für noch nicht gelieferte Hefte gab es dann zurück. Und es gab gestaffelte Preisnachlässe bei Abnahme mehrerer Exemplare im Bezugszeitraum. Und es waren die Veröffentlichung von Hinweisen auf Veranstaltungen kostenfrei und überhaupt die Anzeigenpreise sehr moderat. Und es gab in den letzten Jahren eine für Abonnenten kostenfreie Termine-Online-Datenbank. Und die Autorenwerbung und -betreuung hatte immer einen hohen Stellenwert.
Switchboard hat es jedoch nie geschafft, nennenswerte Abozahlen zu generieren – vielleicht weil auf Models, Motoren und Maschinen bewusst verzichtet wurde, und es nie beabsichtigt war, die Redaktionsseele an die Werbewirtschaft zu verhökern. Über eine 800er-Auflage ging es vielleicht deshalb nicht hinaus – wenngleich nach einer Leserumfrage gemutmaßt werden konnte, dass etwa 2.000 bis 2.500 Menschen ein Heft (wenigstens leihweise) in die Hand bekamen.
„Switchboard“ wurde 2014 eingestellt, weil im Zeitalter des Internet (auf seine Art auch ein globales Switchboard) ein abnehmendes Kundeninteresse bei gleichzeitig zunehmender Online-Lektüre keine Wirtschaftlichkeit mehr garantierte – die es ohnehin aber auch nie wirklich gab. Wo ehrenamtliches Engagement am Ende aber nicht einmal mehr sachkostendeckend möglich war, musste auch für die langjährigste Herzenssache realistisch festgestellt werden: es ging so nicht mehr.
Aber: es war gut bis hierhin.
Redaktion Switchboard:
5 Jahre Switchboard!
Beilage zur Ausgabe 61 | Februar 1994 -Datei
Kühn, Sabine | Herwig, Volker:
»Uninteressant für Fußballfans und Autofreaks ... es sei denn, sie stehen auf Schwitzhütten!«.
Interview anlässlich des 10. Geburtstags von Switchboard.
Switchboard 120 | Februar 1999 -Datei
Leser und Herausgeber:
Zum 15-jährigen Jubiläum von Switchboard.
Switchboard 162 | Februar 2004 -Datei
Bentheim, Alexander | Haase, Andreas:
20 Jahre Switchboard – Gedanken zur Lage.
Switchboard 188 | Frühjahr 2009 -Datei
Keil, Frank:
Publizistischer Beistand und auch Trost – sozusagen. 25 Jahre Switchboard.
Switchboard 205 | Frühjahr 2014 -Datei
Gesterkamp, Thomas:
Bescheidene Vermittler. Switchboard zum 25sten.
Switchboard 205 | Frühjahr 2014 -Datei
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