[Thema: Vasektomie und Druck im Nebenhoden nach Ejakulation / Switchboard 179, Dezember 2006]
Hallo Doc K!, ich bin seit 6 Wochen sterilisiert (Vasektomie mit Fulgurationstechnik). Es ist alles gut verlaufen, keine Schmerzen, Spermien können keine mehr nachgewiesen werden. Ich stelle aber fest, dass sich nach der Ejakulation Druck in meinen Nebenhoden bemerkbar macht. Das tut zwar nicht weh, ist aber unangenehm. Gibt sich dass mit der Zeit? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Ejakulation und dem Druck?
So winzig der Eingriff einer Sterilisation beim Mann vom medizinischen Standpunkt aus auch sein mag, für den Körper bedeutet er durchaus eine Belastung. Und weil es sich ja nun letztlich doch um einen sehr sensiblen Bereich handelt, sind dort die Folgen ganz sicher länger als 6 Wochen zu spüren. Immerhin ist den Hoden jetzt keine normale “Samenabfuhr” mehr möglich und trotzdem wird da erst einmal munter weiter produziert. Das ist, um mal ein plastisches Bild zu verwenden, wie bei einer Pipeline, wo Du das Ende verschließt, am anderen Ende aber niemandem Bescheid sagst, dass er mit dem Pumpen aufhören kann. Beim Samen handelt es sich im Vergleich zum gesamten Ejakulat nur um eine Kleinigkeit. Der größte Teil des Ejakulates kommt ja aus der Prostata und den Samenblasen. Deswegen fällt der fehlende Teil nach einer Sterilisation beim Samenerguss auch gar nicht auf. Für die Hoden, die Samenleiter usw. ist die Menge aber durchaus erheblich und wenn das plötzlich nicht mehr auf die Reise geschickt werden kann, drückt’s erstmal. Lass also dem gesamten System ruhig noch ein wenig Zeit zum Umstellen. Es muss sich ja ein neues Gleichgewicht zwischen Produktion und Rückresorption von Samenzellen einstellen. Je früher sich das System auf die veränderten Verhältnisse einspielt, desto schneller sind die Beschwerden wahrscheinlich auch wieder weg.
Hinzu kommt, dass der Prozess der Vernarbung selbst nach 6 Wochen noch nicht abgeschlossen ist. Bevor sich nämlich die so genannten weißen Narben bilden, also das Endstadium einer Vernarbung, sprechen wir von roten Narben, und die hast Du nach 6 Wochen sicher noch. Schon daran ist zu erkennen, dass der “kleine Schnitt” nicht nur im übertragenen Sinn große Folgen für Dich hat – auch im Bereich der Hoden und des umliegenden Gewebes muss einiges neu gestaltet werden.
Klar, gerade weil bei Dir die Operation gut verlaufen ist, hast Du vielleicht subjektiv das Gefühl: “Mensch, jetzt könnte doch langsam alles wieder im Lot sein”. Aber das wird noch ein wenig dauern und im Gegensatz zu manchen anderen Männern hast Du mit dieser Operation bis auf den von Dir beschriebenen Druck keine Komplikationen mehr, da gratuliere ich herzlich!
Noch eine kurze Anmerkung zum Begriff “Druck”: Wir haben schon öfter mal Fragen dahingehend beantwortet, dass es einen Stau oder Druck von zu viel Samen oder Samenflüssigkeit geben kann. Das soll aber nicht heißen, dass es bei Männern grundsätzlich, wenn sie nicht regelmäßig “Dampf ablassen”, zu Überdruck kommt. So etwas KANN sein, ist aber viel häufiger psychisch bedingt und sollte dann nicht als Druck, sondern als Wunsch bezeichnet werden. Wer sich zu sehr auf’s Körperlich-mechanische bezieht, bestätigt leider das Vorurteil, das Männer als trieb- oder körpergesteuerte, willenlose Wesen beschreibt. Vorsichtig also mit dem Begriff, auch wenn ich durchaus verstehe, was Du meinst.
[Thema: Vasektomie & Hypogonadismus / Switchboard 162, Februar 2004]
Hallo Doc K!, ich muss Ihnen widersprechen zur Frage der "Langzeitfolgen einer Vasektomie", worüber ich in Switchboard las: Es bestehen durchaus hormonelle Langzeitfolgen. Nach 15-20 Jahren stellen sich grobe Anzeichen von Hypogonadismus ein (s. http://www.e-medicine.co.uk/forum). Ich bin 22 Jahre und habe mit den Symptomen des Hypogonadismus zu kämpfen. Seit nun 4 Wochen bin ich auf dem Medikament "Testogel". Ich wollte nun fragen, ob die Hoden nach einer Medikation eigentlich wieder aktiver werden und sich der temporäre Fruchtbarkeitsverlust wieder gibt? Danke!
Diesmal möchten wir es gern umgekehrt machen und zunächst die zweite Frage beantworten: Ein Medikament, das dem Körper künstlich Testosteron zuführt, dürfte kaum in der Lage sein, diese Produktion innerhalb des Körpers wieder anzuregen. Das ist - simpel erklärt – genauso wie bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion. Da wird ein Ergänzungsmittel gegeben und dennoch beginnt die Schilddrüse keineswegs wieder, mehr Hormone zu produzieren, sondern ganz im Gegenteil: sie produziert noch weniger, um eventuell erhöht zugeführte Medikamentendosen auszugleichen. Und woran nun die erwähnte Unfruchtbarkeit liegt bzw. liegen könnte, erschließt sich aus der Frage nicht. Beim Hypogonadismus (Unterfunktion der Hoden) ist ja in der Regel zunächst das samenproduzierende Gewebe betroffen und erst in zweiter Linie das hormonproduzierende Gewebe. Es lässt sich lediglich sagen: Hypogonadismus zur Verbesserung der Samenqualität wird eigentlich nicht mit Testosteron therapiert. Dagegen werden selbstverständlich all die Beschwerden, die mit dem Hormonmangel zusammenhängen, mit Testosteron behandelt. Da die zwei Aspekte in der Frage nicht eindeutig differenziert werden, belasse ich es auch lieber bei dieser allgemeinen Anmerkung.
Jetzt aber noch zu Deinem Widerspruch: Keineswegs sind wir unfehlbar und wir würden auch nie behaupten, das einzig wahre Wissen zu besitzen. Zu allen medizinischen Erkenntnissen gibt es Gegenmeinungen, die teils sogar besser belegt sind als die ursprüngliche These. In diesem Fall nun handelt es sich aber um eine echte GegenMEINUNG: Natürlich kann jemand daran glauben, aufgrund einer Vasektomie komme es nach 15 oder 20 Jahren zu hormonellen Störungen und anderen Erkrankungen – wissenschaftliche Langzeitstudien zeigen dies aber keineswegs. Davon abgesehen warne ich davor, sich auf allgemeine Auskünfte aus Chat-Runden zu beziehen – um eine solche handelt es sich nämlich bei der von Dir genannten Internet-Adresse; dort erzählen viele Leute vieles und ich würde mich darauf nur insofern berufen, als dass eben mal jemand gesagt hat, Vasektomie könne auch andere Folgen haben. Ob das bei diesem Menschen wirklich so ist, weiß keiner von uns. Tagtäglich schwirren alle möglichen Nachrichten über die Ursachen von Erkrankungen durch das Internet, wie auch sehr unterschiedliche Leute dort – angeblich belegte – Gegenmeinungen äußern. Dies beeinflußt nun wiederum aber alle jene, die auf der Ursachensuche sind, auf eine Weise, die eher verunsichernd wirken kann. – Für sinnvoller halte ich hier wirklich das Live-Gespräch mit vertrauten, bekannten Personen aus Deinem Umfeld und natürlich empfehle ich auch an dieser Stelle unbedingt fachärztliche Beratung und Untersuchung!
[Thema: Vasektomie / Switchboard 151, April 2002]
Welche Folgen hat eine Vasektomie? Das Übliche aus der Literatur ist bekannt, aber was ist mit hormonellen langfristigen Folgen, wie sieht das spirituell/energetisch aus? Darüber finde ich nirgends etwas.
Nun, mit dem Versuch diese Fragen zu beantworten, betreten wir ja wieder einmal den schwankenden Boden des ganz Persönlichen; denn bei der Sterilisation wird "nur" der Samenleiter durchtrennt, sodass es zu keinen weiteren Auswirkungen auf den Hormonhaushalt kommt. Der Körper stellt die Samenproduktion zwar nicht ein und die Sterilisation ist auch nicht ohne Probleme rückgängig zu machen, aber Dein Körper betrachtet diese Störung nicht als so gravierend, dass sich tatsächlich sonst noch etwas verändert. Was nun aber die von Dir angesprochenen Ebenen betrifft - also die Psyche, die daraus folgende Potenz und Ähnliches - läßt sich wirklich kein allgemeines Resumée ziehen. Da reagiert wirklich jeder Mann unterschiedlich und es wäre fahrlässig, hierzu etwas auszusagen. Ob Du nach einer Sterilisation Potenzprobleme bekommst, liegt in so vielen persönlichen Faktoren begründet, dass wir hier keinen Rat aussprechen können. Solltest Du den Verdacht haben, dass Dir hier Probleme entstehen könnten, würde ich Dir unbedingt ein Gespräch mit einem Männerberater empfehlen. Erfahrungsgemäß trägt Mann dieser Thematik dann am besten Rechnung - rational gibt es keine eindeutig festzuhaltenden Folgen! Aber wir wissen ja, dass die Ratio nicht alles ist und bevor jemand sich sterilisieren läßt, sollte er zum Beispiel auch das Gespräch mit bereits sterilisierten Männern suchen.
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