[Thema: Sterilisation und Hormonproduktion / Switchboard 173, Dezember 2005]
Hallo Doc K!,
ich überlege mir gerade, ob ich mich sterilisieren lassen sollte. Unsere Familienplanung ist abgeschlossen. Leider habe ich noch eine Frage, die sich auch nach vielen Recherchen nicht beantworten lässt: Kann sich eine Sterilisation auch hormonell auswirken? “Hänge ich dann hinter dem Ofen”, wie mein sterilisierter Kater? Danke für Eure Antwort.
Schön, dass nach abgeschlossener Kinder”planung” auch Männer ihren Beitrag zu dauerhafter Verhütung leisten – zudem wird auf diese Weise so manche Frau von der Einnahme “der Pille” entlastet. – Nun, da Sie schon ausgiebig recherchiert haben, gehe ich davon aus, dass Sie über alle Aspekte des Eingriffs informiert sind und belasse es hier mal bei einer kurzen, eindeutigen Antwort, die es in diesem Fall gibt: Nein! Bei der Sterilisation werden lediglich die Samenleiter durchtrennt. Das hat keinerlei Auswirkungen auf die Hormonproduktion der Hoden. Spermien werden zwar auch weiterhin produziert, aber da der Abfluss gesperrt ist, werden sie vom Körper wieder resorbiert. Ansonsten bleiben sich die Hoden ihrer Aufgabe als Hormongeber durchaus bewusst und machen brav weiter!
[Thema: Probleme nach der Sterilisation / Switchboard 166, Oktober 2004]
Hallo Doc K!,
im Sommer 2002 habe ich bei mir eine Sterilisation vornehmen lassen. Nachdem der Eingriff komplikationslos durchgeführt wurde, habe ich im Jan./Feb. 2003 Schwierigkeiten gekriegt. Es stellte sich eine andauernde leichte Übelkeit ein, die vom Hoden ausging. Die Ursachen waren nach Abtasten – meiner Meinung nach – im Bereich der Samenleiter zu suchen. Die Untersuchung beim Urologen dann zeigte eine leichte Entzündung des Nebenhodens und der Samenleiter (Ultraschall der Hoden nicht auffällig, Urin und Blutprobe ebenfalls nicht). Die Vermutung des Urologen war, dass die Spermienproduktion des Hodens noch zu hoch wäre, was über den dann entstehenden Druck die Entzündung erzeugt. Als Therapie wollte er, wenn sich die Beschwerden nicht besserten, es mit Akupunktur versuchen.
Die Beschwerden gingen allerdings von alleine zurück und waren dann auch nicht mehr vorhanden – bis sich diese im Winter 2003/2004 wieder einstellten wie zuvor. Diesmal allerdings mit der Diagnose, dass keine Entzündung vorlag. Möglicherweise – so der Urologe – könnten die Schmerzen auch vom Nervenstrang kommen, der am Samenleiter entlang läuft.
Mittlerweile sind die Beschwerden wieder ohne irgendwelche Behandlung abgeklungen. Es sieht wohl so aus, dass ich mich an diesen Rhythmus gewöhnen muss, bis sich mein Körper auf die geänderten Bedingungen eingestellt hat? Oder was sagt Doc K! dazu?
Nein, der Körper hat sich auf den Zustand nach der Operation ganz gewiss schon eingestellt und an die Überlegung mit dem "Überdruck" wegen Spermienproduktion kann ich nicht glauben – zumal Sie dann ja jeweils im Winter mehr Spermien produzieren würden.
Die Ursache könnte im neurologischen Bereich liegen: Bei jeder Operation werden ja Nerven durchtrennt, deren Enden danach jedoch weiterhin Schmerzempfindungen an das Gehirn übermitteln. Im Gehirn wird dann richtig registriert: "Da tut was weh", obwohl es keine physiologische Ursache gibt. Im Extrem kennen dies Menschen, bei denen eine Amputation gemacht wurde: Sie spüren beispielsweise ihren abgenommenen Fuß immer noch. – Im übrigen kann aber genau ein solcher Reiz auch dadurch entstehen, dass aus den Knoten, zu denen die durchtrennten Enden der Samenleiter ja verschlungen worden sind, Schmerzimpulse ausgesendet werden. Hier wäre dann natürlich eine weitere Beobachtung durch den Urologen nötig.
Selbstverständlich kann die Reizung aber auch mechanisch entstehen: Versuchen Sie doch einmal herauszufinden, ob zwischen dem Tragen bestimmter Kleidung, dem Erledigen schwerer, anstrengender Arbeit oder sonstigen Ereignissen und Ihren Schmerzen ein regelmäßiger Zusammenhang besteht. Seit Sie sich haben sterilisieren lassen, nehmen Sie Ihren Körper ganz bestimmt aufmerksamer wahr – das geschieht häufig und ist im übrigen sehr erfreulich; Männer neigen, solange sie gesund sind, zu erheblichen Verdrängungen und nach einem Eingriff steigt das Körpergefühl an. So seltsam es also klingt, aber vielleicht achten Sie jetzt mehr auf Schmerzen, die womöglich vorher auch festzustellen gewesen wären. Ich behaupte nicht, dass Sie vor der Sterilisation ein unsensibler Klotz waren, aber eventuell hat sich eben doch etwas in Ihrem eigenen Körpergefühl verändert, oder?
[Thema: Sterilisation / Switchboard 149, Dezember 2001]
Ich überlege, ob ich mich sterilisieren lasse und würde gern wissen: Wie viel weniger Flüssigkeit kommt dann bei einer Ejakulation raus?
Du machst genau das Richtige, wenn Du unsicher bist: Du fragst! Viele Männer, das merke ich auch in meiner Praxis, trauen sich immer noch nicht, bestimmte Fragen anzusprechen, weil sie sich dann als Unwissende entlarven. Das gesamte Thema Sterilisation ist so ein Gebiet und - um zu Deiner Frage zu kommen - ja, da gibt es wirklich immer noch die wahnwitzigsten Gerüchte darüber. Manche Männer, die sich für sehr potent halten, glauben, ihr gesamtes Ejakulat bestehe aus Spermien und je fitter sie seien, desto mehr Samen gäben sie ab. - Natürlich ist die Menge von Samenzellen unterschiedlich und sie kann erheblich schwanken, in der Flüssigkeitsmenge des Ejakulates schlägt sich dies aber kaum merklich nieder. Du kannst also wirklich beruhigt sein: Die Menge der Samenfäden macht höchstens 5% aus, der Hauptanteil des Ejakulats stammt nicht von Hoden und Nebenhoden, sondern von den Samenblasen und von der Prostata. Und diese produzieren auch nach der Sterilisation nicht weniger Samenflüssigkeit wie vorher.
[Thema: Sterilisation / Switchboard 149, Dezember 2001]
Läßt sich eine Sterilisation rückgängig machen und wie sicher ist es, danach wieder zeugungsfähig zu werden?
Schwierig, schwierig. Grundsätzlich läßt sich zwar eine Sterilisation wieder rückgängig machen, aber die Erfolgsaussichten sind deutlich reduziert. Sie haben sich mit der medizinischen Entwicklung in den letzten 20 Jahren auch nur bedingt verbessert. Bevor ich Deine Frage noch ein bißchen aus operationstechnischer Sicht beantworte, hier eine Grundbemerkung: Gute Beratung VOR einer Sterilisation bedeutet für mich eigentlich auch immer, dem Patienten die höchstwahrscheinliche Unwiderrufbarkeit seines Schrittes zu verdeutlichen. Sterilisation ist als perfekte Verhütungsmethode gut, aber es ist im Grunde schon ein endgültiger Schnitt, der da gemacht wird. - Und jetzt mal ein kleiner Ausflug in die Mikrochirurgie:
Das meist verwendete Sterilisationsverfahren ist eine sichere Methode und hier wird ein Teil des Samenleiters herausgetrennt; dann werden die Enden umgeklappt und vernäht, so daß sie nicht wieder zusammenwachsen können oder sich "Schleichwege" bilden können - das hat´s nämlich alles schon gegeben. - Die einzige Chance, hier noch einmal die Zeugungsfähigkeit herzustellen, ist die sogenannte "End-zu-Seit-Anastomosen-Methode": Hier wird der obere Teil des Samenleiters, dem unteren Teil oder dem Nebenhoden genähert und wieder angenäht, um damit erneut den Transport der Samenfäden zu ermöglichen.
Auf jeden Fall verlangt das Rückgängigmachen einer solchen Operation, die ja ursprünglich das Ziel hatte die Rekanalisation zu verhindern, viel Fingerspitzengefühl.
[Thema: Sterilisation / Switchboard 148, Oktober 2001]
Liebes Switchboard-Team, herzlichen Glückwunsch zu dieser Idee mit der Fragestunde. - Ich möchte wissen, welche Literatur "Doc K!" zum Thema Sexualmedizin und Männerheilkunde empfehlen kann? Ich konnte bis heute keinen Arzt finden, der mehr drauf hat als die gängigen Untersuchungen wie z.B. Prostata abtasten etc. Das ganze Drumherum, das eben auch eine Rolle spielt - und da auch oft Psychologisches - konnte bisher noch von keinem Arzt abgedeckt werden. Da ich in näherer Zukunft vorhabe, mich sterilisieren zu lassen, wäre ich für Infos, die über das rein Medizinische hinausgehen (soll heißen: der Eingriff als solcher) sehr dankbar.
Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, das neueste ist von Beier/Bosinski/Hartmann/Loewit: "Sexualmedizin", erschienen im Urban Fischer Verlag. Zu den Adressen ist zu sagen, daß je nach Wohnort im Süden die Uni Freiburg, im Norden die Uni Berlin (Beier) und in der Mitte das Sexualmedizinische Informationszentrum Frankfurt (Karatepe) mit entsprechenden Ansprechpartnern helfen können.
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