[Thema: Männerarzt / Switchboard 151, April 2002]
Wie finde ich eigentlich einen guten Männerarzt in meiner Nähe?
Da hilft nur: Fragen, fragen und nochmals fragen! Sowohl Freunde als auch den Arzt/die Ärztin mit männerspezifischen Fragen löchern. Dann merkst Du bald, ob jemand Wert auf männerspezifische Beratung und Behandlung legt. Die Landesärztekammern und die Kassenärztlichen Vereinigungen wissen oft auch, wer schwerpunktmäßig auf diesem Gebiet arbeitet - obwohl es noch keinen "Facharzt für Männerheilkunde" gibt. Weiterhin kann PRO FAMILIA Auskunft geben - und nicht zu vergessen Männerzentren und -büros, wenn sie sich ein entsprechendes Arztregister angelegt haben.
[Thema: Männliche Frigidität / Switchboard 156, Februar 2003]
Wie nennt man eigentlich die männliche Frigidität?
Oje, da lässt sich vieles und doch wieder gar nichts zu sagen – aber versuchen wir´s mal. Zunächst sei jedoch festgehalten, dass der Begriff Frigidität an sich als ein medizinischer sehr vage ist. Er umfaßt heute viele psychovegetative Aspekte und bezieht sich nach wie vor auf eine unspezifische "Gefühlsstörung" bei Frauen. - Jetzt mal ganz subjektiv und vielleicht diskussionsanregend: Frigidität ist ein sehr umstrittener Begriff, denn von Anfang an bezeichnete er immer eine Mischung aus körperlichen und psychischen Problemen; es ist ferner inzwischen Allgemeinwissen, dass die Bezeichnung "frigide" dazu diente, Beschwernisse und Beschwerden von Frauen zu pathologisieren; das heißt, Gefühls- und Empfindungsprobleme wurden aus einem sozialen, zwischengeschlechtlichen Zusammenhang gelöst und den Frauen als (ihnen innewohnendes) Phänomen zugeschrieben. Wenn eine Frau als frigid bezeichnet wurde und wird, sollte bzw. soll ihr damit bescheinigt werden, verklemmt, gestört, nicht "richtig" zu sein. Der Gedanke der dahinter steckt ist im Grunde den Bedürfnissen des Mannes nicht gerecht zu werden. Frauen konnten damit in ihrer Bedürfnisäußerung ignoriert, als krank/behandlungsbedürftig erklärt werden. - Das dies in medizinischen und psychologischen Kategorien eine sehr fragwürdige Form der Diagnose, Analyse und Problemlösung ist, dürfte ja wohl klar sein. Dennoch finden wir heute noch in gängigen Lexika bei der Erklärung des Begriffes Definitionen wie "Gefühlskälte der Frau" oder "Empfindungslosigkeit der Frau beim Geschlechtsverkehr".
Nicht, dass die Idee einer männlichen Frigidität vollkommen absurd wäre; aber nehmen wir mal die, zugegeben recht platten Definitionen, dann ist doch zu fragen, ob und wo Männer ähnliche und wo ganz unterschiedliche Gefühls- und Körperprobleme wie Frauen beschreiben. Wäre dies identisch bei beiden Geschlechtern, dann könnten wir vielleicht von einer männlichen Frigidität sprechen. Mit "frigide sein" war aber immer noch mehr gemeint, als "nur" gefühlskalt oder empfindungslos sein: Frauen galten sinngemäß laut Freud als "sexuell noch nicht reif", wenn sie der üblichen Sexualität mit Männern nichts abgewinnen konnten und je mehr sie dies zeigten (je weniger Gefühl sie also für eine Inszenierung aufbrachten), desto weniger befaßten sich Männer mit Ihrer eigenen Rolle bei der Festschreibung dieses Begriffes. - Frigidität ist also ein VON Männern ÜBER Frauen gefälltes Urteil.
Gehen wir einmal im Rahmen unserer Möglichkeiten von dieser Festlegung des Begriffes aus, dann steht er für etwas Frauentypisches und wenn wir ihn als Krankheit begreifen, dann könnte es bei Männern höchstens das Paralleluniversum der Impotenz geben. Das aber, und hier liegt noch ein wichtiger Unterschied, führt in der Regel auch zur Zeugungsunfähigkeit auf dem natürlichen Wege, während Frauen, die als frigid galten, durchaus schwanger werden konnten.
Insofern als kleine ironische Einfügung: Nur, wer eine Gebärmutter hat, kann auch Gebärmutterkrebs bekommen. Und so ist eben Frigidität nun mal ein auf Frauen bezogener Begriff (übrigens eine männliche Wortschöpfung!): Frauen sollten (und das gilt leider auch heute noch) mit allen Mitteln erfahren, nicht wie Männer leben zu DÜRFEN; übrigens wurde Frigidität im Rahmen von Studien über die Ursachen von Homosexualität probehalber schon mal auf Männer angewandt - schwule Männer mussten als "falsche Männer" markiert werden und der Begriff frigid bot sich da versuchshalber natürlich an ... Aber ich merke schon, dass lassen wir ganz grundsätzlich lieber mal sein.
Der Begriff ist mir viel zu vorbelastet und mißverständlich, als dass ich den Versuch unternehmen möchte, so etwas Skurriles auch noch für Männer etablieren zu wollen. Lasst uns lieber dafür eintreten, den Begriff auch in bezug auf Frauen nicht mehr zu verwenden und besser genauer beschreiben lernen, welche einzelnen Probleme und Beschwerden wir meinen. Männer sollten auch im Negativbereich nicht versuchen, sich weibliche Begriffe anzueignen - ich denke, wir sollten festgefahrene Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit in Frage stellen, überholen, hinter uns lassen - zu was diese Festschreibungen führen, wissen wir doch alle und es soll ja sogar Männer geben, die darunter leiden!
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