[Thema: Hormonelle Störungen / Switchboard 164, Juni 2004]
Hallo Doc K!,
ich habe da zwei Probleme: zum einen bezüglich meines Bartwuchses – ich bin nun schon 23 Jahre alt und habe fast gar keinen Bartwuchs –, zum anderen wegen gelegentlicher Schmerzen im Hoden. Mein Hoden schmerzt ab und zu, wenn ich uriniere bzw. es ist ein kurzes Stechen zu spüren, nachdem ich Wasser gelassen habe. Ich habe meinen Hoden schon mehrmals abgetastet, es ist aber nichts Auffälliges zu bemerken. Desweiteren muß ich dazu sagen, daß mein Penis nicht gerade groß ist. Kann das was mit meinen fehlenden Bartwuchs zu tun haben? Vielleicht kann mein Körper nicht so viele Hormone produzieren? Was soll ich machen? Ich hoffe, Ihr könnt mir in irgendeiner Weise helfen ...
Leider muss ich die geäußerte Ahnung bestätigen: Wahrscheinlich handelt es sich um ein Hormonproblem und Du solltest unbedingt einen Endokrinologen aufsuchen (das ist ein Internist, der auf Hormone spezialisiert ist). Zumindest die Bartwuchsprobleme könnten in einem zu geringen Hormonspiegel ihre Ursache haben – zumal wenn weniger sexuelle Lust im Spiel ist.
Wegen der Schmerzen im Hoden wäre zusätzlich ein Ultraschall des gesamten Inhaltes des Hodensackes sehr von Nutzen. Auch hierüber müßte aber am besten direkt mit einem Arzt gesprochen werden.
Das klingt jetzt vielleicht alles recht bedrohlich – und gerade darum solltest Du Dir den Gefallen tun, für Klarheit zu sorgen. Abschließend sei allerdings eines angemerkt: Ob ein Penis von der Größe her "richtig" ist oder nicht, hängt sehr oft viel eher von der persönlichen Einschätzung ab und es sind in den seltensten Fällen wirklich biologische Fehlentwicklungen. Gerade wenn eine Unsicherheit in Bezug auf die Geschlechterrolle besteht, orientieren sich viele Männer an der Größe ihres Penis. Das ändert sich mit der eigenen Wahrnehmung darüber, ob Mann ein "richtiger" Mann ist. Denn wenn schon der Bart nicht so sprießt wie gewünscht, dann kommt einem womöglich auch alles andere nicht "passend" vor. Aber wir wissen doch alle: Es muss nicht immer die längste Praline der Welt sein, die den besten Eindruck hinterlässt!/p>
[Thema: Hormongaben / Switchboard 155, Dezember 2002]
Ich habe heute mal eine Frage aus meiner eigenen Beratungspraxis: Zur Zeit ist das Thema Anti-Aging/Hormongabe bei Männern in der Lebensmitte ja ein Thema in den Medien und auch unter Männern. Wie sind normale Testosteron-Werte bei einem Mittfünfziger? Und was hältst Du von den Hormongaben: Rätst Du ab wegen der evtl. Nebenwirkungen? Wo kann ich "neutrale" Infos zum Thema bekommen? Für Antwort und/oder Tips schon mal herzlichen Dank.
Nichts ist in diesem Zusammenhang wichtiger, als einigermaßen neutrale Infos. Das Thema wirbelt zur Zeit wirklich eine Menge Staub auf, der teilweise für beträchtliche Verwirrung sorgt. Du kannst Dir jedoch aus dem Buch "Männergesundheit" aus dem Dt. Ärzteverlag (erschienen im Sommer 2002) fachlich-sachliche Informationen holen.
Bezogen auf "Normalwerte" im Zusammenhang mit Testosteron ist jedenfalls Vorsicht angeraten. Jedes Labor verwendet unterschiedliche Untersuchungswerkzeuge. So können verschiedene Standardwerte herauskommen, die dann leicht verwechselt werden. Als Richtwerte gelten für das Gesamt-Testosteron 2,30-8,30 ng/ml und für das freie Testosteron 2,92-36,6 ng/l. Das freie Testosteron sollte nach Altersgruppen gesplittet angegeben werden. Für einen Mann Mitte 50 ist ein Wert von 8,6-21,6 ng/l als Richtwert anzusehen (20-29 Jahre: 13,3-34,8 / 30-39 Jahre: 11,5-36,6 / 40-49 Jahre: 12,7-25,1 / 50-60 Jahre: 8,6-21,6 / 61-88 Jahre: 2,92-15,5). Weiterhin ist es wichtig, darauf zu achten, dass zur Entscheidung über eine Therapie grundsätzlich nur Messwerte über das freie Testosteron, herangezogen werden. Dieses Hormon ermöglicht präzise Aussagen über einen eventuell bedeutenden Mangel - der Wert des Gesamt-Testosterons ist nicht aussagekräftig genug.
Hormongaben sind nur angezeigt, wenn ein (auf die beschriebene Art herausgefundener) echter Hormonmangel besteht oder aber der Patient trotz der Normalwerte für seine Altersgruppe über Beschwerden klagt. Es ist nämlich physiologisch normal, dass nach dem 30. Lebensjahr die Hormonwerte stetig fallen. Vor eventuellen Hormongaben muss außerdem die Prostata durch die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) überprüft werden, um kein unkontrolliertes Wachstum hervor zu rufen.
Und zum guten Schluss, wie immer in solchen Fällen, ein warnender Hinweis: Derzeit wird meiner Meinung nach viel zu viel Aufhebens um Hormone und ihre Wirkung gemacht. Für was diese sicher wichtigen Botenstoffe alles verantwortlich sein sollen - da sollte Mann wirklich ausgiebig drüber nachdenken, bevor er sich zu einer entsprechenden Therapie entscheidet.
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