[Thema: Hodenschmerzen / Switchboard 159, August 2003]
Hallo DocK!,
seit drei Tagen plagt mich mein linker Hoden. An einem Nachmittag merkte ich, in einer nicht so günstigen Sitzstellung, dass er sich schmerzhaft zu Wort meldete. Ich habe nur Schmerzen, wenn auf ihn Druck ausgeübt wird. Einen Tag später war er angeschwollen und ich bemerkte eine Verhärtung. Vielleicht hat es damit etwas zu tun: Auf Toilette ist seit ein paar Wochen ein leichtes Brennen wahrzunehmen und mein Sperma ist auch nicht ganz weiß wie zuvor. Was kann das sein? Gehe ich erst zum Allgemeinmediziner? Für Rat und Hilfe möchte ich mich im Voraus bedanken.
Oh, das hört sich aber nicht nur schmerzhaft und unangenehm an, sondern es ist auch wirklich dringend nötig, einen Arzt aufzusuchen! Das haben wir dem Briefschreiber auch direkt mitgeteilt und hier nur für alle Anderen mal eine kleine Liste möglicher Diagnosen - die soll auch deshalb hier erscheinen, weil solche Fragen dann in Zukunft auch auf unserer Internetseite schon mal grundlegend beantwortet sind. Folgende Ursachen könnten es sein:
- Hoden-, insb. Nebenhodenentzündung;
- Leistenbruch - dabei kommt es allerdings nicht zu einer Hodenschwellung, aber vielleicht wird die Vorwölbung des Bauchinhaltes auch falsch als Hodengewebe gedeutet, was insb. bei den fiesen Schmerzen und der Unsicherheit in einer solchen Situation durchaus vorstellbar wäre;
- Krampfadern - ja, die gibt es auch dort. Sie treten nicht selten nach längerem Stehen auf;
- Operationsfolgen - wenn vor kurzem z. B. eine Sterilisation durchgeführt wurde, könnten sich derartige Beschwerden melden;
- Verhärtungen am Hoden sind immer suspekt und können auch ein Anzeichen für gut- oder bösartige Geschwulste sein.
Und zum Schluss nochmal der Hinweis: Da wir keine "Notaufnahme" sind, wollen wir dieses Beispiel NUR als warnenden Hinweis betrachtet wissen und rufen alle Männer dringend dazu auf: Wenn akute Beschwerden auftauchen, die insbesondere mit Schmerzen verbunden sind - bitte sofort eine/n Arzt oder Ärztin aufsuchen!
Sehr geehrter Doktor K!,
ich fahre seit 3 Jahren Mountainbike, ca. 3500 km pro Jahr. Seit Anfang diesen Jahres habe ich Hodenschmerzen nach längeren Fahrten (meist 2 Stunden). Bei jeder Erschütterung und Bewegung schmerzen die Hoden so stark und sind sehr druckempfindlich, dass ich kaum mehr weiterfahren kann. Ich habe schon alles mögliche probiert - Sattel bzw. Sattelposition gewechselt, Radhose gewechselt -, aber nichts hat geholfen. An falschen "Einstellungen" kann es eigentlich auch nicht liegen, da ich mehrere Jahre beschwerdefrei gefahren bin.
Mache ich eine Pause von einer halben bis einer Stunde, sind die Schmerzen weg. So-bald ich jedoch auf's Rad steige, kommen sie wieder. Ich war auch schon beim Urologen, der konnte jedoch nichts feststellen (sonst treten die Schmerzen ja auch nie auf).
Nachdem ich mich nun im Internet etwas kundig gemacht habe, bin ich auf die Sache mit den Skrotolithen gestoßen... Könnte mein Problem daran liegen? Ich habe nämlich auch gemerkt, dass die Schmerzen nur bei Fahrten im Gelände auftreten, nicht aber auf der Straße. Wenn ja - was gibt es da für Behandlungsmöglichkeiten? Oder woran könnte es sonst liegen? Vielen Dank schon mal im Voraus.
Ja, Ihr Lieben - es folgt jetzt eine harte Lektion vor allem für Jene, die sich seit Jahren durch Wälder, Wiesen und auf Berge quälen, um sich (und ihren Mitmenschen) sportliche Potenz zu beweisen. Und da mein Sprechstundenhelfer intern immer wieder liebevoll als "fauler Sack" bezeichnet wird, gefallen ihm diese Ausführung natürlich besonders:
Es ist seit einiger Zeit bekannt, dass beim längeren Fahrradfahren die Durchblutung der Genitalien verschlechtert wird. Weiterhin werden auch die Nerven durch den Druck in Mitleidenschaft gezogen. Das kann soweit führen, dass daraus eine Impotenz resultiert. Die von Dir erwähnten Skrotolithen (Verkalkungen) verursachen in der Regel keine Schmerzen. Sie sind allerdings Zeichen früherer Entzündungen und Traumata, die eben z. B. durch langes Fahrradfahren entstehen.
Die Lösung des Problems ist, regelmäßige Pausen in kürzeren Abständen einzulegen, was manche, wenn sie im Bike-Fieber sind, leider zu sehr vernachlässigen. Auch hilft es, gelegentlich im Stehen zu radeln (Verzeihung für den bei harten Radfahrern verpönten Ausdruck dieser Fortbewegungsmethode), das fördert die Durchblutung - Radfahren ist Arbeit und wie so oft gilt: Beim Arbeiten müssen Pausen sein!!
Und jetzt kommen ein paar Dinge, die den leistungsorientierten Geländetouristen gar nicht gefallen werden, aber letztendlich sollte Euch Eure Gesundheit, insbesondere die Potenz, doch ein wenig mehr am Herzen liegen, als die vordergründige Gesundheit eines Open-Air-Krafttrainings:
- Federung/Aufhängung: Nicht erst im Seniorenbereich sollte euer Fahrrad mit geschmeidigen Aufhängungen ausgestattet werden, und die Sattelfederung muss GUT (nicht hart wie Kruppstahl!) ausgelegt sein!
- Sattel: Die berühmte Rennbanane gehört eigentlich ins Foltermuseum, und auch wenn es Euch unmännlich erscheinen mag: Ein sogenannter Damensattel ist auch für Herren oft durchaus gesünder, schmerzfreier und auf Dauer bequemer!
Was lernen wir alle hoffentlich daraus? Zu wenig Sport ist sicher nicht gesund, zu viel des sprichwörtlichen Guten aber ebenso nicht! Viel Spaß also beim RADELN!
[Switchboard 160, Oktober 2003]
Hallo Doc K!,
ich bin auf Ihre Internetseite aufmerksam geworden und habe nun einmal eine Frage an Sie. Also ich bin 19 Jahre alt und taste meine Hoden seit ca. zwei Jahren einmal pro Monat ab. Vor ca. 1,5 Jahren fühlte ich über dem linken Hoden, ja wie soll ich sagen, eine Verdickung, die ich aber an meinem rechten Hoden nicht ertasten kann. Ich machte mir keine Gedanken und liess es halt so sein. Doch letztens habe ich etwas über Hodenkrebs etc. gelesen und da fiel sie mir halt wieder ein, meine Verdickung über dem linken Hoden. Diese Verdickung tut nur weh, wenn ich daran fester drücke, ich weiss aber nicht, ob es vielleicht nur der Nebenhoden sein kann? Ich habe einen Termin beim Urologen machen lassen, da ich mir schon langsam Sorgen darum mache.
Ich beschreibe mal diese Verdickung: Also die tut nur kurz weh, wenn ich drücke, und ich kann ertasten, das eine Ader daran verbunden ist. Nach einem Orgasmus hatte ich auch mal getastet - aber ich konnte nichts ertasten; ca. eine halbe bis ganze Stunde später konnte ich wieder die Verdickung fühlen. Ich habe keine Probleme beim Urinieren und habe auch sonst keine körperlichen Beschwerden. Vor einem Jahr muss-te ich wegen einer anderen Sache sechs grosse Blutbilder beim Arzt machen lassen und die Werte gingen nicht besser, so mein Arzt. Ich würde jetzt einmal ihre Meinung wissen, ob es nur der Nebenhoden ist oder auch Krebs sein könnte (ist Krebs sichtbar beim Blutbild im Labor??). Ich bedanke mich sehr sehr für Ihre Antwort und werde darauf warten, vielen Dank im Voraus! Ich bin froh, mich an Sie zu wenden, da dies ein Tabuthema bei meinen Freunden und meiner Familie ist (Hemmschwelle darüber zu sprechen).
Na, die "alten Hasen" unter den Lesern werden verständnisvoll nicken und Du kannst beruhigt sein: Es hört sich, wie wir es schon des Öfteren beantwortet haben, sehr nach einer Spermatocele an. Es handelt sich, im medizinischen Sinne, um eine Ausstülpung des Nebenhodens, der mit Spermien gefüllt ist - völlig harmlos...
An dieser Stelle erfolgt aber selbstredend auch wieder mein Lieblingshinweis: dies ist nur eine Fern- und somit lediglich eine Verdachtsdiagnose! Geh also unbedingt zum Arzt und laß Dich einmal gründlich untersuchen.
Hallo,
ich bin 51 Jahre und habe seit etwa 2 Monaten beim Sitzen ein total unangenehmes Gefühl im Penis und Hodensack. Mit zunehmender Sitzdauer kribbelt es an der Hodenhaut. Am Penis ist es ähnlich, verstärkt sich aber bis zu einem Taubheitsgefühl und Schmerz in der Eichel. Im Liegen über Nacht oder wenn ich am Wochenende viel stehe oder laufe, verschwinden die Beschwerden. Ich war bereits bei Urologen und habe eine Kernspinn-Tomografie machen lassen. Alles ohne Befund. Kein Tumor, normale Prostata. Ich habe beobachtet, daß mit den Beschwerden eine Verfärbung der Eichel einhergeht. Je stärker die Beschwerden, um so dunkelblauer wird die Eichel. Besonders am Rand der Eichel.
Insgesamt stelle ich auch fest, daß die Konsistenz des Hodensack- und Penisgewebes gegenüber früher schlapper geworden ist (im nicht-eregierten Zustand). Steif wird der Penis für Geschlechtsverkehr. Ich wäre dankbar, wenn ich einen Tipp bekommen würde, in welche Richtung mein Hausarzt suchen soll.
So ist´s recht, liebe LeserInnen! Hier fragt noch einer, der ziemlich genau beobachtet, was an ihm vorgeht und ich kann nur allen raten: tut es diesen beiden aufmerksamen Geschlechtsgenossen gleich, egal wie alt Ihr seid! Und erfreulich ist ja, dass ein Tumor ausgeschlossen werden kann ... also ran an die anderen Möglichkeiten:
Für mich hört es sich sehr nach Durchblutungsstörungen an, weshalb unbedingt einmal die Beckengefäße genauer unter die Lupe genommen werden sollten. Dies kann z.B. mit Hilfe von Doppler (Ultraschall) oder den digitalen Subtraktionsangiographie (röntgenologische Methode) gemacht werden. Erst dann lässt sich wirklich sicher sagen, ob ein Durchblutungsproblem vorliegt. Und wo wir schon bei dieser Art Lebenssaft sind: Es sollte auch ein Test auf Diabetes mellitus (Blutzucker) vorgenommen werden, damit auch diese Ursache rechtzeitig erkannt oder eben klar ausgeschlossen werden kann. Die beschriebenen Beschwerden lassen aber auch an neurologische Störungen denken, obwohl die Tatsache der beschriebenen Blaufärbung eher dagegen spricht.
Zum Ausschluss würde ich aber die Nervenleitgeschwindigkeit im Nervus pudendus durchführen lassen; dieser Nerv sorgt sozusagen für die Vernetzung und den "geregelten" Betrieb unserer Genitalorgane und wir wissen ja alle, was die Folge von langsamer oder stockender Datenübertragung/Kommunikation für Folgen haben kann - ja, das ist auch beim Menschen so!
[Switchboard 165, August 2004]
Hallo,
ich bin 26 und habe schon seit mehreren Jahren ab und zu Schmerzen im rechten Hoden. Mein Hoden rechts hängt nicht so tief wie links. Beim Abtasten der Adern oder Samenleiter über dem rechten Hoden entsteht ein leichter Schmerz, links jedoch nie. Beim Vorspiel ohne Orgasmus wird der Schmerz stärker und löst sich dann erst nach Stunden oder nach einem Orgasmus. Was kann das bedeuten? Eine Info wäre sehr nett.
Liebe Grüße ...
Die unterschiedliche Hängehöhe der Hoden ist vollkommen normal – es gibt wohl kaum einen Mann, bei dem beide Hoden auf gleicher Höhe hängen. Außerdem verändert sich der Abstand der Hoden zum Körper sozusagen "automatisch", wenn die Temperatur angepaßt werden soll: Werden die Hoden zu kalt, zieht der Körper sie näher heran, und sollen sie abgekühlt werden, lässt er sie lieber ein wenig baumeln. Je weiter die Hoden vom Körper entfernt hängen, desto deutlicher fällt einem dann auch der unterschiedliche Abstand auf. Zu den Schmerzen lässt sich natürlich auf Distanz nur bedingt etwas sagen; es klingt jedoch so, als würde in bestimmten Situationen eine Art Krampf einsetzen, der natürlich unangenehm bis schmerzhaft ist und wiederum das weitere (Lust-)Verhalten beeinträchtigt. Wenn eine solche Situation entsteht, fixiert Mann sich, ob er will oder nicht, sehr stark auf das Geschehen im eigenen Körper und das lustvolle Miteinander tritt in den Hintergrund. Der Samenleiter kann sich, genauso wie andere Körperteile, bei Erregung verkrampfen und das schmerzt natürlich. Auch gehen viele Männer – häufig übrigens unbewußt! – davon aus, dass lustvoller Sex mit einem Orgasmus enden muss, landläufig wird das gern als "Entladung der Spannung" beschrieben. Diese Haltung (oder nennen wir es mal Gewohnheit) kann sich ganz sicher auch körperlich niederschlagen, weil Mann in erotischen Situationen dann womöglich von vornherein (viel zu!) angespannt ist. So kommt ein Kreislauf in Gang, der tatsächlich krampfartige Schmerzen nach sich ziehen kann. Fühlen Sie diese Möglichkeit doch ruhig mal bei sich nach!
Weitere Ursachen können auch Krampfadern am Hoden oder auch eine Nebenhodenausstülpung ohne Krankheitswert (Spermatozele) sein. Zur Sicherheit sollten Sie jedoch schon einmal einen Fachmenschen tasten lassen; wenn Sie nämlich dann die Bestätigung bekommen, dass körperlich alles in Ordnung ist, beruhigt das ganz bestimmt auch.
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