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Doc K!

[Thema: Gleithoden / Switchboard 170, Juni 2005]

Hallo,
hätte da auch noch eine Frage an und muss etwas weiter ausholen: Bei meiner Geburt hatte ich wohl einen Gleithoden. Leider hat dies der Geburtsarzt nicht festgestellt (will gar nicht wissen warum...). Jedenfalls haben auch meine Eltern längere Zeit nichts bemerkt oder nicht entsprechend reagiert. Als ich dann 5 Jahre alt war, hat es meine Mutter dann doch noch bemerkt und sie ging mit mir zu unserem Hausarzt (Allgemeinmediziner, kein Urologe). Dieser stellte dann den Gleithoden fest und empfahl meiner Mutter, den Hoden über den Zeitraum von 3 Wochen regelmäßig “runter zu massieren” (kein Witz, das war wirklich so). Erstaunlicherweise klappte das auch. Die Hoden blieben so über 7 Jahre bis zum Alter von 12 Jahren im Hodensack, allerdings sehr nah am Leistenkanal.
Mit 12 Jahren änderte sich das aber – ich meine, dass dies durch einen Sturz ausgelöst wurde, bin mir aber nicht sicher. Jedenfalls entwickelte sich ein Wanderhoden auf beiden Seiten, den ich nun seit 15 Jahren mit mir “rumschleppe”. Die Hoden scheinen mir halbwegs gut entwickelt zu sein, allerdings mit der Größe von einer großen Weintraube hoffentlich noch im unteren “Normbereich”. Trotzdem ist es so, dass erstens mein Hodensack eher “kindlich” entwickelt ist und die Hoden, selbst wenn sie im Hodensack gelagert sind, sehr körpernah liegen, und zweitens ist es leider so, dass sich die Hoden sehr oft in den Leistenkanal zurückziehen. Ich schätze mal, dass sie sich im Verlauf eines Tages bestimmt 10-12 mal kurzfristig zurückziehen – wenn nicht noch öfter. Nicht nur bei Kälte, sondern z.B. auch beim Sport. In diesen Fällen können sie dann durchaus 1-2 Stunden im Leistenkanal verbleiben.
Psychisch geht es mir diesbezüglich nicht gut, eigentlich seit dem das damals passiert ist. Habe große Probleme mit meiner Sexualität (bin kaum fähig dazu) und kann mich mit dieser Situation einfach nicht mehr abfinden. Irgendwie fühle ich mich nicht als “vollwertiger Mann”. Zudem kommen hier auch Sorgen bezüglich der Fruchtbarkeit und vielleicht noch anderer erlittener Funktionsstörungen der Hoden (Hormone-Mangel?) hinzu. Dass ich mich in Behandlung eines nicht-virtuellen Doc´s begeben muss, ist mir klar. Nur würde ich zuvor einfach gerne erfahren, ob diese Probleme operativ mittels eine Orchidopexie etc. zu lösen sind. Ich weiss, dass hier natürlich auch meine Psyche eine Rolle spielt. Nur meine ich auch, das meine psychischen Probleme ja auch einen realen medizinischen Hintergrund haben. – Vielen Dank für eine Antwort.


Lieber Frager!
Zunächst einmal herzlichen Dank dafür, dass Du Deine Problembeschreibung nicht nur “rein sachlich” oder “rein persönlich” gestaltest. Das zeigt, dass Du Dich mit dem Thema Hodenhochstand und seinen Folgen schon auf vielfältige Weise und ausführlich beschäftigt hast. Wir können Deine Zweifel und die kritischen Anmerkungen in Deiner Anfrage nur unterstreichen.
Holen wir also mal ähnlich weit aus, wie Du es (richtigerweise!) getan hast: Früher wurde dem Thema “Hoden verschwinden im Leistenkanal” wirklich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und oft wurde durch eine kurzfristige Behandlung ein Problem nur scheinbar behoben. Es kann also schon mal vorgekommen sein, dass durch das beschriebene “Heruntermassieren” die Hoden für eine gewisse Zeit im Hodensack bleiben. Dass dies für lange Zeit oder gar immer der Fall sein soll, würde aber sehr verwundern.
Es ist kaum anzunehmen, dass die Hoden ab dem 12. Lebensjahr aufgrund eines einmaligen Unfalles wieder zu häufigem Rückzug neigen. Eher könnten hier Wachstums- und/oder Pubertätsgründe eine Rolle spielen; aber Du hast vollkommen Recht, es ist 15 Jahre später auch müßig, darüber noch zu spekulieren.
Viel wichtiger ist die aktuelle Bestandsaufnahme: Du solltest unbedingt einen Bluttest machen lassen, um die Hormonproduktion der Hoden zu ermitteln. Auch ein Spermiogramm ist zum Ergründen der Fruchtbarkeit unbedingt nötig. Erst dann kann eigentlich eine annähernde Aussage über die Funktionsfähigkeit Deiner Hoden getroffen werden. Eine Anmerkung noch zum derzeitigen täglichen Hin und Her Deiner Männlichkeitsdrüsen: Dass die Hoden gelegentlich verschwinden und dann wieder auftauchen, ist normal. Wir werden jetzt auch virtuell besser nicht darüber spekulieren, was die Folgen so langer Störungen sein können – da muss ein leibhaftiger Doc ran und ganz sicher ist hierfür auch das direkte Gespräch unumgänglich.
Was nun die psychischen Folgen betrifft, ist die ganze Angelegenheit auf einen eindeutigen Punkt zu bringen: Wer sich schon so lange durch die Höhen und Tiefen körperlicher Gesundheit bewegt, fängt unweigerlich an, dies auch auf einer psychischen Ebene zu übernehmen. Du hast vollkommen Recht: hier muss klar sortiert werden. Da die organischen Gegebenheiten in solchen Situationen im Vordergrund stehen können, müssen erst Deine medizinischen Befunde eindeutig auf dem Tisch liegen. Danach kann über eine Bearbeitung der emotionalen und seelischen Komponenten ein Weg beschritten werden. Möglicherweise ist eine sexualtherapeutische Behandlung vonnöten, vorstellbar ist aber auch, dass – wenn Du erstmal Klarheit über die medizinischen Dinge hast – auch Deine Ängste, Sorgen und vieles weitere in ganz anderem Licht erscheinen.
Wir wünschen Dir, dass Du bald den dringend notwendigen Schritt tust und drücken die Daumen, dass dem Auf und Ab nicht nur Deiner Hoden endlich und nachhaltig Einhalt geboten wird!



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